Letztendlich sind wir dem Universum egal

Letztendlich sind wir dem Universum egal

A hat schon tausende Leben geführt – aber kein eigenes. Denn jeden Morgen wacht er in einem anderen Körper auf. Für 24 Stunden nistet sich sein Bewusstsein im Geist eines anderen Menschen ein und für diese Zeitspanne führt er dessen Leben. Bis er um Mitternacht weiterspringt, ohne das steuern oder etwas dagegen tun zu können.

Weder Junge noch Mädchen

Wenn ich A als “er” bezeichne, geschieht dies nur der Einfachheit halber, nicht aber, weil sich A selbst als männlich oder weiblich betrachten würde – und weil "Letztendlich sind wir dem Universum egal" Roman von Adam Nümm eingelesen wird, der sich übrigens hervorragend in den Ich-Erzähler einfühlt. Eigentlich ist A geschlechtslos. Seine Wirtskörper sind immer so alt, wie A selbst es auch wäre, und die Reise von Körper zu Körper bewegt sich in einem Radius von maximal vier bis fünf Autostunden.

Warum ihm dies alles widerfährt, weiß A nicht. Er stellt seine Existenz nicht in Frage und akzeptiert dieses Schicksal. Bis er eines Tages in Justins Körper aufwacht und sich in dessen Freundin Rhiannon verliebt.

Die Sehnsucht nach ihr bringt ihn dazu, gegen die Regeln zu verstoßen, die er für sich selbst aufgestellt hat. Er trifft Rhiannon wieder und wieder in unterschiedlichen Gestalten und schließlich offenbart er sich ihr. Aber welche Chancen hat eine Liebe, bei der ein Partner jeden Tag in einem anderen Körper steckt?

Verdammt, ich hab mich verliebt!

Sich zum ersten Mal verlieben, das ist meist eine Achterbahn der Gefühle: Mal ist man himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. US-Autor David Levithan macht es den beiden Hauptfiguren seines Romans Letztendlich sind wir dem Universum egal allerdings besonders schwer. Ist es wirklich egal, ob du einen Jungen oder ein Mädchen küsst? Kann man eine Beziehung aufbauen mit jemandem, der jeden Tag ein anderes Leben führt? In der zwar Gefühle echt sind, aber die Rahmenbedingungen nicht verlässlich?

Es sind spannende Themen, die David Levithan hier anspricht. Dadurch, dass A jeden Tag in einem neuen Körper aufwacht, erhalten er und der Hörer Einblick in ganz unterschiedliche Leben und Persönlichkeiten und müssen sich mit den verschiedensten Problemen auseinander setzen. Denn natürlich sind nicht alle Jugendlichen, in die A springt, glücklich. Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber eindeutig die sich zaghaft entwickelnde Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon, erzählt in einem ungewöhnlichen, packenden Stil.

Mit Gespür für die Zielgruppe

David Levithan ist ein hervorragender Jugendbuchautor, der hierzulande vor allem für die Romane bekannt ist, die er gemeinsam mit anderen verfasst hat: Für Will & Will zum Beispiel, sein Gemeinschaftsprojekt mit John Green (Das Schicksal ist ein mieser Verräter). Levithan hat ein Gespür für Stoffe, die Jugendliche berühren und arbeitet als Lektor bei einem großen amerikanischen Verlag. Das merkt man vor allem den Romanen an, die er im Alleingang verfasst hat. Erst vor einigen Monaten erschien hierzulande sein großartiger Roman Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt über schwule Jugendliche und schwule Geschichte. Das Hörbuch dazu gibt’s bisher nur auf Englisch, dafür ist dieses großartig gelesen vom Autor selbst.

Deutscher Jugendliteraturpreis

David Levithans Letztendlich sind wir dem Universum egal ist weniger auf queere Inhalte zugeschnitten, Levithan behandelt allgemeingültigere Themen wie Identität, Geschlechterrollen, Sexualität und emotionale Instabilität. Verständlich deshalb, dass der Roman im Oktober 2015 von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden ist.

Kurzum gilt: "Letzendlich sind wir dem Universum egal” ist die Geschichte für alle, die sich in einer ganz besonderen, manchmal nachdenklich stimmenden Romanze verlieren wollen.

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