Dan Brown und die Verschwörungstheorie

Wir wissen, dass Paul McCartney nicht durch einen Doppelgänger ausgetauscht wurde. Wir glauben auch nicht ernsthaft, dass Nazis auf der dunklen Seite des Mondes wohnen oder ein  außerirdisches Raumschiff über Roswell, New Mexico, abgestürzt ist.

Zweifellos befeuern Verschwörungstheorien allerdings seit jeher die Fantasie der Menschen – und im Zentrum des Verdachts stehen immer wieder geheime Mächte, die das Weltgeschehen aus dem Verborgenen steuern. Geradezu unwiderstehlich scheint für viele die Vorstellung zu sein, dass nur wenige Verschworene über wichtige Dinge der Welt entscheiden, sei es über die Weltwirtschaft oder das Wetter.

Nicht nur die Historiker hat beispielsweise der Geheimbund Prieuré de Sion getäuscht: Er steht im Zentrum der Verschwörungstheorie von Michael Baigent und Richard Leigh über den Heiligen Gral als Blutlinie Jesu Christi. Bekannt geworden ist die Theorie durch den Romanbestseller Sakrileg von Dan Brown, der sich auf Geheimbünde spezialisiert hat, – wie auf die Illuminaten in Illuminati und die Freimaurer in Das verlorene Symbol. Der „Symbologe“ Robert Langdon, Hauptfigur der Romane, darf dort auch genau das tun, was alle Verschwörungstheoretiker nicht nur gerne tun, sondern sie geradezu definiert: nämlich geheime Botschaften zu entschlüsseln und auf Schnitzeljagd zu gehen.

Illuminati

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Geheimgesellschaften und Geheimbünde

Echte geheime Gesellschaften gibt es allerdings auch heute noch. Wie die Freimaurer haben die meisten Gesellschaften aus dem 18. Jahrhundert sich vor allem der Bewegung der Aufklärung und damit der Verbreitung der Vernunft verpflichtet: Ironischerweise hat allerdings die zum Teil notwendige Praxis der Geheimhaltung auch esoterische Aspekte in viele Geheimbünde gebracht.

Definitiv nicht mehr existiert hingegen der Bayerische Illuminatenorden. 1776 von Adam Weishaupt, Professor für Kirchenrecht, in Ingolstadt gegründet, wird er schon 1785 verboten und löst sich auf. Das wichtigste Mitglied des Geheimbundes war übrigens Adolph Freiherr Knigge, heute noch bekannt für sein Buch Über den Umgang mit Menschen.

Beide Geheimbünde sind für die Produktion unzähliger Bücher verantwortlich – Sachbücher, Literatur und eben Verschwörungstheorien. Siehe beispielsweise:

Die Freimaurer
Das Geheimnis der Freimaurer
Die Illuminaten. Auf der Suche nach der Weltherrschaft

Geheime Botschaften

Gerade weil die Illuminaten nicht mehr existieren, sind sie zum Liebling der  Verschwörungstheoretiker geworden: So sollen sie nicht nur hinter der Französischen Revolution stecken, sondern auch an der Weltverschwörung arbeiten.

Die Illuminaten scheinen auch überall in der Geschichte Spuren ihres Wirkens zu hinterlassen: So zum Beispiel auf der amerikanischen Ein-Dollar-Note. Denn ist auf der Vorderseite wirklich das Konterfei von George Washington abgebildet? Könnte es nicht auch Adam Weishaupt sein? Auf der Rückseite dann die Pyramide mit dem allsehenden Auge – ein Zeichen totaler Überwachung. Stichwort: Echelon. Und wie lautet das Motto des Geldscheins? Natürlich „NOVUS ORDO SECLORUM“ – die „Neue Weltordnung“. Zuletzt das Fundament der Pyramide: Die Jahresangabe „MDCCLXXVI“ (1776) bezeichnet nämlich nicht nur das Gründungsjahr der Vereinigten Staaten, sondern ebenso das der Bayerischen Illuminaten!

Warum gibt es Verschwörungstheorien?

Warum aber glauben viele Menschen immer noch an die Existenz mächtiger Geheimbünde? Warum funktionieren Verschwörungstheorien? Zwei Gründe sind mindestens denkbar:

  1. Sie machen die Welt einfacher: Denn nichts ist beruhigender, als die Schuld bestimmten Personen oder Gruppen zuschieben zu können.

  2. Sie machen die Welt komplizierter: Denn wie langweilig wäre eine Welt ohne Geheimnisse, ohne Rätselraten und ohne Verschwörungsthriller?

Aber vielleicht stimmt das alles auch gar nicht. Vielleicht sollen wir das alles nur glauben, weil SIE es so wollen. Man kann ja nie wissen.

Verschwörungstheorien und Geheimgesellschaften - Fortsetzungen

Teil II: Geheime Zeichen – Verschwörungen in der Literatur

Tei III: Spionage, Verschwörung und Paranoia in Hollywood