Heute vor 100 Jahren sank die RMS Titanic auf ihrer ersten Atlantiküberfahrt und riss mehr als 1.500 Menschen in den Tod. Viele Filme und Bücher sind seit dem über dieses Ereignis erschienen und ein besonderes möchten wir euch heute vorstellen. Die Rezension stammt aus dem Büchereulen-Forum**: Im Forum...der Büchereule könnt ihr euch mit anderen Gleichgesinnten und Bibliophielen austauschen und nach Herzenslust über Lese- und Hörerlebnisse plaudern. Außerdem erfahrt ihr alles Neue rund ums Buch und Hörbuch.

Titus Müller gelingt es in Tanz unter Sternen mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit die Hörer in eine turbulente Zeit zu versetzen, sowohl durch die zahllosen liebevoll eingeflochtenen Details, als auch durch die von ihm erdachten Figuren, die so ganz und gar Kinder ihrer Zeit sind. So wird das Berlin jener Jahre lebendig, der Alltag der Menschen damals so genau beschrieben, als wäre der Autor selbst durch die Zeit gereist. Auch sprachlich wurde jedes Detail bedacht, so dass deutlich wird, wie ähnlich und doch anders damals mit unserer Sprache umgegangen wurde. Insbesondere der Untergang ist besonders lebendig und stellenweise poetisch beschrieben, das gesamte Buch fast unbeschreiblich atmosphärisch.

Die sehr unterschiedlichen und vielschichtigen Hauptfiguren verfügen allesamt über deutliche Ecken und Kanten, die in ihrer jeweiligen Biographie begründet sind. Matheus, der Geistliche, der es immer allen recht machen will und gleichzeitig das Gefühl hat zu versagen, vor allem seiner Frau gegenüber. Cäcilie, seine Frau, die aus einer einflussreichen Bankiersfamilie stammt, aus Liebe weit unterhalb ihres Standes heiratete und sich inzwischen fragt, ob es die richtige Entscheidung war. Ihr Sohn Samuel, der in der Schule ein Außenseiter ist und gerne einen guten Freund hätte. Nele, die aus einem der ärmeren Viertel Berlins stammt und gerne eine erfolreiche Tänzerin wäre. Lyman, der arrogante und skrupellose Brite, der sich ganz und gar im Dienste seines Landes glaubt und versucht, sein Privatleben zu vergessen. So sperrig sie alle sind, so sehr sind sie mir (außer Lyman) doch ans Herz gewachsen und begleiten mich auch Tage nach dem Ende des Hörbuch noch immer.

Zum Download des Hörbuchs Tanz unter Sternen von Titus Müller

Schon in Berlin und dann noch stärker auf der Titanic wird deutlich, wie immens die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Klassen waren und welche Vorurteile herrschten. Welche Konsequenzen so manche Denkweise in den folgenden Jahren und Jahrzehnten haben würde ist aus heutiger Sicht natürlich absehbar und gerade deshalb faszinierend zu beobachten.

Günter Merlau ist der perfekte Sprecher für "Tanz unter Sternen", passt Tonlage und Geschwindigkeit stets der Atmosphäre der jeweiligen Szene an. Besonders in den eher düsteren Abschnitten überzeugte sein einfühlsam bedächtiger Stil, genau wie die mit vielen Emotionen gelesenen dramatischeren Abschnitte.

Besonders erwähnen möchte ich noch das Nachwort, in dem Titus Müller kurz und knapp noch Informationen über die damalige Zeit anfügt und mit einigen Mythen über die Titanic und anderes aufräumt.

Ein rundum gelungenes Hörbuch, sowohl inhaltlich, als auch sprachlich und noch dazu wundervoll gelesen von Günter Merlau. Titus Müller nimmt seine Zuhörer mit auf eine Zeitreise, erst nach Berlin, dann auf die Titanic und vermittelt duch die Augen seiner wundervoll sperrigen Figuren ganz nebenbei noch viel Wissen über jene Zeit. Uneingeschränkte Hörempfehlung!

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